Restauration einer Hercules K50 RLOder wie ich mir meinen Traum einer K50 RL erfüllte!
1. Einleitung
Seit nunmehr 20 Jahren beschäftige ich mich in meiner Freizeit mit „alten Mopeds“. Begonnen hat alles, als ich mit 14 Jahren eine Hercules Prima 5 S, mein Eigen nennen durfte. Es hat nicht lange gedauert, bis ich die ersten Wartungsarbeiten und Reparaturen an meinem Mofa vorgenommen habe. Mit zunehmendem Alter konnte ich meine Kenntnisse auf die Mopeds der 50er und 80er Kubik Klasse, zumeist deutsche Modelle, ausweiten. Es folgte die Ära der japanischen Motorroller. In dieser Phase lernte ich viel über die damals üblichen Modelle. Diese Ära endete leider mit dem neuen Markt der Baumarkt Roller. Darin gab es keine Modelle, die die Faszination der vorherigen Mopeds toppen konnte. Mittlerweile verheiratet und das erste Kind auf der Welt, überlegte ich, wie ich mit meiner Begabung und der Idee etwas Sinnvolles zu tun, weiter machen wollte. Und so begann ich mich anspruchsvolle Aufgaben zu widmen und restaurierte ältere Mopeds. Dabei spezialisierte ich mich auf deutsche Modelle, insbesondere die Technik der Hercules Mopeds, Mokicks, Klein-, Leichtkrafträder und 125er Modellen hatten es mir angetan. Mein Motto seit dieser Zeit „authentisch Restaurieren und so nahe wie möglich an den „Originalen“ zu bleiben“. Wann es sich immer gelohnt hat, habe ich die Elektrik von 6 Volt auf 12 Volt umgerüstet. Auch habe ich aufwendigere Experimente wie Umbauten von 5- auf 6-Ganggetriebe, von Hand- auf Fußschaltung und Motortuning durch Erhöhen des Zylindervolumens erfolgreich zu Ende bringen können. Im Zeitraum der letzten 20 Jahre habe ich anspruchsvolle Projekte umgesetzt und so einigen der altertümlichen Mopeds zu einem neuen Leben verholfen. Nur meinen Wunsch, eine K50 RL für mich selbst aufzubauen, scheiterte daran, dass ich sehr lange warten musste, bis ich alle benötigten Teile zusammen hatte.
2. Das von mir begehrte Objekt
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Eine
Schwinggabel vor ..... |
..... und nach der Aufarbeitung.
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Bei Verschleißteilen verhält es sich mittlerweile etwas anders.
Man bekommt zunehmend Teile aus Fernost. Diese stimmen leider
nicht immer in ihren Spezifikationen. Persönlich finde ich es
daher besser, auf originale Verschleißteile, mit moderater
Abnutzung zuzugreifen und diese bei Bedarf aufzuarbeiten. Durch
meine Strategie, Teile auch auf Verdacht zu kaufen, auch wenn kein
konkreter Bedarf besteht, hat sich in meiner Garage und Keller im
Laufe der Zeit ein ordentlicher Bestand an Ersatzteilen aufgebaut.
Für meine Traum-Moped muss alles perfekt sein.
Schon bald waren alle benötigten Bauteile aufgearbeitet und ich
konnte mit dem Zusammenbau beginnen.
Für den Zusammenbau, der von mir zu restaurierenden Mopeds habe,
ich im Laufe der Jahre eine eigene Strategie entwickelt.
Überlegungen, welche Bauteile in welcher Reihenfolge installiert
werden müssen, und wie ich die Arbeiten am effizientesten
ausführen kann, geben mir die Reihenfolge der Montage vor.
Zuerst montiere ich den Rahmen mit der Halterung für die Schwinge
des Hinterrades und dem hinteren Schutzblech. Danach befestige ich
den Hauptständer und bringe den Rahmen in eine aufrechte Position.
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Der Rahmen steht Kopf ;-)
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Mit dem Anbau des Hauptständer, der Schwinge und des hinteren Schutzblechs kann ich den Rahmen für die weitere Montage in die aufrechte Position bringen.
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Als
nächste Baugruppe installiere ich das fertig zusammengebaute
Hinterrad. Zusammen mit den Bremsen, den Stoßdämpfern und dem
Reifen bilden dieses das „ideale Gegengewicht“, um das „Herz“ des
Mopeds anzubauen.
Einrad mit Motor ;-) .....
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..... von vorne
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..... und die andere Seite.
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Anschließend
wird der Vergaser aufgearbeitet und angebaut.
Die Lunge des Mopeds.
Luftfilter und Auspuff werden am Motor angeschlossen. Danach kann
die Hinterradbremse angeschraubt und eingestellt werden.
Der Kickstarter, die Fußschaltung und der Auspuff sind bereits verbaut.
Zusammen mit den Stoßdämpfern wird die vordere Schwinge eingebaut
damit das vormontierte Vorderrad eingebaut werden kann. Die
Schutzbleche werden angeschraubt. Die Trommelbremse ist bereits
eingestellt und ich verlege die ersten elektrischen Leitungen.
Ab jetzt sollte jedem klar sein, hier entsteht ein Moped.
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Solange die Stellen am Moped gut zugänglich sind, montiere ich den
Kabelbaum und verlege die elektrischen Leitungen zu den
Beleuchtungseinrichtungen, Blinkern und zur Zündspule.
Die elektrischen Leitungen bilden das Adersystem eines Mopeds.
Diese versorgen die elektrischen Verbraucher mit dem benötigten
Strom.
Sind die Elektrokabel zur Versorgung der Verbraucher im hinteren
Teil des Mopeds eingezogen, kann die Sitzbank befestigt werden.
Diese hatte ich vorher bei einem Sattler aufarbeiten lassen.
Die hinteren Verbraucher sind verlegt, die Sitzbank kann jetzt montiert werden.
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Das Instrumentengehäuse wird eingebaut und die Zuleitungen angeschlossen. |
Im Gehäuse müssen einige Leuchtmittel verbaut werden.
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Mit dem Tachogehäuse werden die Leitungen für das Zündschloss und
Schalter der Blinker, des Abblend-, und Fernlichts verklemmt. Denn
Test der elektrischen Anlage führe ich mit einer selbstgebauten
Teststation durch. Ich muss zur Versorgung der elektrischen Anlage
nicht den Motor starten und kann problemlos zwischen Tests von 6-,
oder 12 Voltanlage wechseln.
Die Aufbereitung des Tanks ist eine der aufwendigsten Aufgaben.
Bevor man diesem am Moped befestigen kann, muss dieser in der
Regel von innen- und außen behandelt werden. Bei der Montage wird
die Benzinleitung mit vorgeschalteten Kraftstofffilter am Vergaser
angeschlossen.
Für das Aufarbeiten des Innentanks habe ich mir ein eigenes Werkzeug gebaut.
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Einfach aber effizient! |
Die Lackierarbeiten überlasse ich den Profis.
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Sind alle Komponenten korrekt verbaut folgt das Feintuning des
Motors. Die Einstellungen des Vergasers und der Zündung werden
nach dem Prinzip „try and error“ durchgeführt. Das heißt, ich
verlasse mich an dieser Stelle auf meine Erfahrung und dem Wissen
wie sich ein gut eingestellter 2-Takter anhören muss. In manchen
Fällen ist es notwendig Bauteile im Vergaser zu wechseln, um eine
ausgewogene Abstimmung des Motors zu erreichen.
Wurde die korrekte Einstellung gefunden, kann eine erste
Probefahrt durchgeführt werden. Nach Vollabnahme des „neuen, alten
Moped“ beim Prüfingenieur und Anmeldung an der
KFZ-Zulassungsstelle kann die erste Ausfahrt durchgeführt - und
dabei der erste Belastungstest erfolgen.
Ein „Vorher- nachher Vergleich“ bestätigt mir am Ende des
Projekts, dass sich der Stundenaufwand auch in diesem Projekt
gelohnt hat. Ein weiteres Mal konnte ich einem „Oldtimer Moped“ zu
einem zweiten Leben verhelfen und mir meinen lang gehegten Wunsch,
eine eigene K50 RL zu besitzen, erfüllen.
Hier
ist das Ergebnis.
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Ein im Jahr 2014 erworbener „Schrotthaufen“, bildet die Basis meiner ersten eigenen Hercules K 50 RL.
Von Klaus im Juni 2023.